Donnerstag, 20. Dezember 2007

Alfred Hitchcock: Psycho

Weihnachtszeit ist Klassikerzeit. Das behaupte ich jetzt einfach mal ganz dreist. Und kaum ein Film hat das Prädikat "Klassiker" mehr verdient als Alfred Hitchcocks Psycho. Immerhin beeinflusste der Streifen das Horrorgenre nachhaltig. Vor Psycho waren die Bösen in Horrorfilmen dämonische Gestalten oder Schöpfungen von geisteskranken Wissenschaftlern. Auf Norman Bates (Anthony Perkins) trifft weder das eine noch das andere zu: Er ist auf den ersten Blick ein schüchterner, höflicher junger Mann, dem man die brutalen Morde an Marion Crane (Janet Leigh) und dem Detektiv Arbogast (Martin Balsam) beim besten Willen nicht zutraut. Überhaupt geht man ja als Zuschauer bis zum Ende des Films davon aus, dass die beiden Opfer von einer Frau ermordet wurden. Erst ganz zum Schluss klärt sich auf, dass Norman Bates in Wahrheit der Bösewicht ist - ein psychisch kranker Mann mit einer gespaltenen Persönlichkeit, der - im Wahn, seine (von ihm ermordete) herrische Mutter sei noch am Leben und erteile ihm Befehle - bereits früher zum Mörder geworden war. Undenkbar, dass es ohne Hitchcocks Psycho und seine wegweisende Figur des Norman Bates sowie die Idee, den Schrecken in alltägliche Situationen einbrechen zu lassen, jemals Filme wie Halloween, Freitag der 13. oder deren zahllose mehr oder weniger sehenswerten Kopien, in denen allesamt psychisch gestörte Serienmörder eine zentrale Rolle spielen, gegeben hätte. Das Original bleibt jedoch unübertroffen.- 9/10

psycho
* Psycho (USA 1960).- Regie: Alfred Hitchcock.- Darsteller: Anthony Perkins (Norman Bates), Janet Leigh (Marion Crane), Vera Miles (Lila Crane), John Gavin (Sam Loomis), Martin Balsam (Arbogast).

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Björn Kleinhenz/ Winter Took His Life: Bloodbone/ Home Alone 2

Endlich wieder neue Musik des tollen Schweden Björn Kleinhenz! Mit vier Songs ist er auf dem Mini-Album Bloodbone/ Home Alone 2 vertreten. Die anderen vier Songs des Albums, das ausschließlich als Kassette bzw. als Gratis-Download erhältlich ist, steuern seine Landsleute Winter Took His Life bei. Die sehr angenehm zu hörende Band erinnert - nicht zuletzt wegen ihrer charmanten Sängerin - äußerst positiv an Anna Ternheim oder gar Maria Taylor. Die Beiträge von Winter Took His Life sind dann auch die hörenswerteren des Albums. Von Björn Kleinhenz hingegen gibt es bereits wesentlich bessere Songs - zum Beispiel auf der grandiosen LP Trans Pony (2004). Hier wirkt vieles eher unausgegoren oder verliert sich in Belanglosigkeiten. Einzig die beschwingte Jugenderinnerungshymne The best days of my life macht so richtig Spaß. Was bleibt also am Ende von Bloodbone/ Home Alone 2 hängen? Zum einen die Entdeckung der schönen Band Winter Took His Life und zum anderen ein großartiger neuer Kleinhenz-Song. Für ein Mini-Album ist das wahrlich keine schlechte Ausbeute.- 6/10

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* björn kleinhenz/ winter took his life: bloodbone/ home alone 2 (froggi records/ it´s a trap).

LINKS:
* björn kleinhenz
* winter took his life

LIVE:
Im Januar sind Björn Kleinhenz und Winter Took His Life zusammen mit der US-Band Cedarwell auf Tour. Am 15. Januar erscheint "Sing Out!", das gemeinsame Mini-Album der drei Bands zur Tournee.
15.01. Bremen: Urlaub.
16.01. Berlin: Schokoladen.
17.01. Hannover: Bei Chéz Heinz.
18.01. Tübingen: Zimmer Theater.
19.01. CH-Rorschach: Mariaberg.
20.01. CH-Zürich: Kalkbreite.
22.01. CH-Aarau: KIFF.
24.01. Trier: Exhaus.
25.01. tba.
26.01. Münster: Amp.
27.01. Leer: JUZ.
28.01. Bielefeld: Kamp.
29.01. LU-Luxemburg: D:qliq.
30.01. Köln: Stereo Wonderland.
31.01. Hamburg: Hasenschaukel.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Der wilde Osten

Balkanmusik ist derzeit allgegenwärtig. Gar nicht schlecht eigentlich, denn zumindest bringt das ganze Getute ein wenig Farbe in den grauen Winter. Aber warum nochmal mögen wir Balkanmusik so gerne? Die Antwort auf diese Frage kennt Sebastian Blottner von der Welt:
"Der Balkansound scheint genau das zu besitzen, was dem eindimensionalen Mainstream-Pop schon lange verloren gegangen ist. Etwas, das unsere emotionale Kompassnadel unwillkürlich nach Osten ausschlagen lässt: Er hat eine Seele."
Eine Seele. Richtig, das wars!

AKTUELLE ALBEN:
* shantel: disko partizani! (essay/indigo).
* beirut: the flying club cup (4ad/beggars/indigo).
* balkan beat box: nu med (crammed/indigo).
* gogol bordello: super taranta (side one dummy/cargo).
* a hawk and a hacksaw and the hun hungar ensemble
(leaf/indigo).
* gaetano fabri: nuit tsigane (indigo).

Sonntag, 16. Dezember 2007

Christian Kjellvander: I Saw Her From Here/ I Saw Here From Her

Vorsichtiger Optimismus
Was haben Kurt Wallander und Christian Kjellvander gemeinsam? Richtig - beide kommen aus dem schwedischen Städtchen Ystad und beide sind nicht gerade die fröhlichsten Zeitgenossen. Während Henning Mankells mürrischer Kommissar jedoch eher klassische Musik vorzieht, hat sich Kjellvander dem Northern Blues verschrieben. So ist auch das dritte Solo-Album des ehemaligen Frontmannes der Band Loosegoats melancholisch, getragen und winterlich-grau. Nur hin und wieder schleichen sich ein paar Bläsersätze in die ansonsten spärlich instrumentierten Songs - wie vereinzelte Sonnenstrahlen an trüben Wintertagen. In seinen Texten übt sich Christian Kjellvander gelegentlich gar in vorsichtigem Optimismus: “I´ve got one hand reaching for heaven/ While the other one is dragging in the dirt”, singt er zum Beispiel in “Two Souls”. Noch gilt Aufgeben nicht. Auch dieser Winter wird vorbeigehen und dieses Album wird uns währenddessen begleiten.- 8/10.

kjell
* christian kjellvander: i saw her from here/ i saw here from her (startracks/v2).

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* homepage
* myspace

LIVE:
27.02. Erlangen: E-Werk.

Samstag, 15. Dezember 2007

Terry Zwigoff: Bad Santa

Streng genommen ist Bad Santa gar kein Weihnachtsfilm - zumindest nicht, wenn man der Genredefinition der ZEIT Glauben schenkt:
"Ein Anfangspunkt des Genres war das Jahr 1941, als Gary Cooper in Frank Capras Hier ist John Doe von mitfühlenden Menschen abgehalten werden soll, sich am Heiligen Abend umzubringen. Seitdem stehen die Ingredienzen des Weihnachtsfilms mit unerheblichen Abweichungen fest: ein Kind oder ein Kind im Mann, ordentlich Humanismus, eine Prise Humor, viel Schnee und eine schöne Lebenslektion."
Terry Zwigoffs Film erfüllt gar keine der Anforderungen an einen gelungenen Weihnachtsfilm und gerade das macht Bad Santa relativ sehenswert. Immerhin geht es hier nicht betulich-festlich, sondern derbe, zynisch und politisch unkorrekt zu. Mit besonders schlechtem Beispiel geht Weihnachtsmann-Darsteller Willie (Thornton) voran, der ein verbitterter, kinderhassender, versoffener Krimineller ist. So ähnlich wie Willie stelle ich mir übrigens den Privatmann Billy Bob Thornton vor.
Am Ende wird der Streifen dann doch noch weihnachtlich, denn dann zeigt sich, dass auch der böse Willie im Grunde ein netter Kerl ist. So anarchisch der Film auch daherkommen mag - ganz mit den ausgelutschten Klischees mag er dann doch nicht brechen. Schade eigentlich.- 6/10

SANTA
* Bad Santa (USA 2003); Regie: Terry Zwigoff; Darsteller: Billy Bob Thornton, Tony Cox, Lauren Graham u.a.; 91 Minuten.


"Bad Santa" läuft im Original mit Untertiteln noch an folgenden Tagen im Kino des Erlanger E-Werks: 15.12. (21.45 Uhr); 16.12. (19.30 Uhr); 18.12. (21.45 Uhr); 19.12. (19.30 Uhr).

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Neues aus Schweinfurt

rossi

Knapp zwei Monate - nämlich bis zum 15. Februar - dauert es noch, bis Wie geht es deinen Dämonen?, das dritte Album des feinen Singer/Songwriters Senore Matze Rossi erscheint. Allerdings kann man sich die Zeit bis dahin mit der digitalen EP Ich hoffe, dass du findest, was du suchst, die ab morgen als Download bei allen gängigen Anbietern erhältlich ist, ein wenig verkürzen. Wenn das mal nichts ist...

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LIVE:
14.12. Recklinghausen: AKZ.
15.12. Westerstede: Wunderbar (+ Jupiter Jones).
26.12. Schweinfurt: Stattbahnhof.
14.02. Bremen: Spedition.
20.02. Leipzig: Flower Power.
22.02. Hof: Haidt.
23.02. Berlin: Magnet Club.
27.02. Hildesheim: Kulturfabrik.
28.02. Hamburg: Headcrash.
29.02. Münster: Amp.
01.03. Westerstede: Wunderbar.
02.03. Radiokonzert in Meppen.
07.03. München: Orange House.
13.03. Dortmund: Bakuda.
15.03. Schweinfurt: Stattbahnhof.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Jeffrey Lewis: 12 Crass Songs

Geschichtsstunde mit Jeffrey Lewis

Die britische Punk-Band Crass ist mittlerweile fast in Vergessenheit geraten. Das liegt wohl unter anderem auch daran, dass sie sich nie wie viele ihre Zeitgenossen für viel Geld von Plattenmultis kaufen ließ, sondern bis zu ihrer Auflösung ihren Idealen treu blieb. Eine lobenswerte Einstellung, die leider meist nicht hoch genug eingeschätzt wird.
Umso schöner ist, dass der verdiente Anti-Folker Jeffrey Lewis mit seinem aktuellen Album 12 Crass Songs an die britischen Anarcho-Punks erinnert. Obwohl Lewis und Crass musikalisch kaum etwas gemeinsam haben, passen die Texte der Band perfekt zum charmanten Schrammel-Folk des New Yorkers. Man hört es den Songs des äußerst kurzweiligen Albums an, dass Jeffrey Lewis und die Briten die selben Ideale teilen.
Eine lohnenswerte Geschichtsstunde und noch dazu die Platte mit dem schönsten Booklet (von Jeffrey Lewis persönlich gezeichnet) des Jahres.- 8/10

lewis
* jeffrey lewis: 12 crass songs (rough trade).

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LIVE:
22.12. CH-St.Gallen: Palace.

Dienstag, 11. Dezember 2007

Kerstin Grether liest

Wer in den letzten Jahren eine Ausgabe der SPEX oder der intro in der Hand hatte, wird sie kennen: Kerstin Grether. Obwohl erst knapp über dreißig, bereichert sie schon seit Anfang der 90er Jahre mit ihren klugen Texten den deutschen Popjournalismus. Im Frühjahr erschien Zungenkuss. Du nennst es Kosmetik, ich nenn es Rock´n´Roll (Suhrkamp Verlag), eine Zusammenstellung ihrer besten Texte aus über 15 Jahren. Mit diesem kurzweiligen Werk und illustren Gästen wie der Band Doktorella und Jens Friebe geht Kerstin Grether nun auf Lesereise. Hingehen lohnt sich auf jeden Fall.

kerstingrether
Foto: Oliver Bronner.

TERMINE:
11.12. Nürnberg: Club Stereo.
12.12. Würzburg: Cairo.
13.12. Marburg: Café Trauma.
23.01. Hamburg: Fleetstreet Theater.
Beginn jeweils um 21 Uhr; Tickets ab 6 € (VVK: tickets@amadis.net).

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